Lage der Sportvereine in der Energiekrise – Ergebnisse einer Umfrage des DOSB und der Landessportbünde

Lage der Sportvereine in der Energiekrise – Ergebnisse einer Umfrage des DOSB und der Landessportbünde
Der DOSB und die Landessportbünde haben eine Umfrage zur Lage der Vereine in der Energiekrise initiiert, die vom Institut für Sportstättenentwicklung (ISE) durchgeführt wurde. Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen, dass mehr als 40 Prozent der Vereine starke Auswirkungen durch die Energiekrise erwarten. Dazu gehören unter anderem Einschränkungen des Trainingsbetriebs, Schließungen einzelner Abteilungen oder Mitgliederrückgänge.


Sehr geehrte Damen und Herren,
der Deutsche Städte- und Gemeindebund teilt dazu mit wie folgt:
„Die Ergebnisse einer Umfrage des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und der 16 Landessportbünde (LSB) zur Lage der Vereine in der Energiekrise, an der sich bis zum 23. Oktober 2022 5.696 Sportvereine aus allen Bundesländern beteiligt haben und die vom Institut für Sportstättenentwicklung (ISE) durchgeführt wurde, zeigt, dass mehr als 40 Prozent der Vereine starke Auswirkungen durch die Energiekrise erwarten. Dazu gehören unter anderem Einschränkungen des Trainingsbetriebs, Schließungen einzelner Abteilungen oder Mitgliederrückgänge. Rund 6 Prozent der befragten Vereine fürchten sogar eine akute Existenzbedrohung, also die Auflösung des Vereins. Zum Vergleich: Rückblickend auf die Corona-Pandemie gaben lediglich 26 Prozent der Vereine in der aktuellen Umfrage an, dass sie star-ken Auswirkungen ausgesetzt waren, knapp 2 Prozent gaben an, dass sie existenz-bedroht gewesen seien.
Der DOSB zeigt sich in Anbetracht dieser Ergebnisse besorgt um die Sportvereinslandschaft. Die Sportvereine in Deutschland seien stark und hätten nicht zuletzt während der Pandemie ein enormes Durchhaltevermögen bewiesen. Aber die Reserven seien so gut wie aufgebraucht und spätestens mit den zu erwartenden, deutlich erhöhten Abschlagszahlungen stünden insbesondere die vielen tausend Vereine mit eigenen Sportanlagen vor teilweise existenzbedrohenden finanziellen Belastungen. Dabei sei es gerade jetzt enorm wichtig, dass die Sportvereine gestärkt werden und offen bleiben, damit Menschen dort Gemeinschaft erleben, sich zusammen bewegen und vom schwierigen Alltag ablenken können. Damit die Sportvereine gut durch den Winter kommen, brauche es so schnell wie möglich Hilfe aus der Politik, von Bund und Ländern.
Bereits Anfang September hatte der DOSB seine Mitglieder dazu aufgerufen, im Sport 20 Prozent Energie einzusparen und einen entsprechenden Stufenplan und Leitfaden erstellt. Die aktuellen Zahlen belegten jedoch, so der DOSB, dass selbst beim Erreichen des gesteckten Ziels hohe Mehrbelastungen zu erwarten seien.
Mehr als 50 Prozent der Vereine mit eigener Sportanlage würden mit Erdgas versorgt. Die Vereine dürften nicht allein gelassen werden und bräuchten die Unterstützung bei der Umstellung auf erneuerbare Energien. Die Sportstätten in Deutschland seien zudem dringend sanierungsbedürftig – es müssten umfassende Modernisierungs- und Dekarbonisierungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Für viele Vereine seien die Auswirkungen der Energiekrise bereits jetzt zu spüren. So gebe mehr als ein Viertel der befragten Vereine an, dass sie einen Mitgliederrückgang aufgrund der aktuellen Krise zu verzeichnen hätten. In mehr als 5 Prozent der Fälle mussten bereits Sportstätten geschlossen werden.
Um anfallende Mehrkosten abzufangen, sähe sich mehr als ein Drittel der Vereine laut Umfrage gezwungen, ihre Mitgliedsbeiträge zu erhöhen, was den Mitgliederrückgang weiter beschleunigen und den Zugang zum Sport, insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen, erschweren würde.
Der DOSB gehe davon aus, dass die Sportvereine durch die vorgeschlagenen Maßnahmen der Gaspreiskommission entlastet werden. Zudem sollten sie für den ebenfalls diskutierten Härtefallfonds antragsberechtigt sein.
Anmerkungen des DSTGB:
Der DStGB teilt die Sorge des DOSB. Von daher sind Bund und Länder aufgerufen, den Sport bei den „Rettungsschirmen“ nicht zu vergessen. Der Sport ist Teil der sozialen Daseinsvorsorge und übernimmt wichtige gesellschaftlich relevante Aufgaben vor Ort. Er sollte deshalb vom Bund in den Entlastungspaketen seiner Bedeutung entsprechend in gleicher Weise, wie dies bei anderen gesellschaftlichen Bereichen erfolgt ist, unterstützt werden. Vor dem Hintergrund des auch vom DOSB beklagten Investitionsstaus ist es unverständlich, dass der Bund den „Investitionspakt Sportstätten“ eingestellt hat. Dies hatte der DStGB nachdrücklich kritisiert.“
(Quelle: DStGB aktuell vom 28.10.2022)


Erläuterung zum vorletzten Satz der Anmerkungen des DStGB:
Wie wir erfahren haben, sieht der am 1. Juli 2022 vom Bundeskabinett verabschiedete Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2023 und zum Finanzplan bis 2026 keine neuen Programmmittel für den Investitionspakt Sportstätten vor, was bedeutet, dass dieser nach 2022 voraussichtlich nicht fortgesetzt wird.
Eine Fortführung des Bund-Länder-Förderprogramms kann nämlich ohne die Bereitstellung von Bundesmitteln nicht erfolgen. Diese Information steht allerdings unter dem Vorbehalt abweichender Entscheidungen des Haushaltsgesetzgebers im parlamentarischen Verfahren zum Bundeshaushalt 2023.

Mit freundlichen Grüßen
gez. Tanja Pflug
Referatsleiterin